Mein Vaterland! Warum ich ein Neonazi war Christian E. Weißgerber
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Über den Autor und weitere Mitwirkende Jg. 1989, gehörte bis 2010 zur Führung der militanten Neonazi-Splittergruppe der »Autonomen Nationalisten« in Thüringen. Eine elitäre Gruppierung, die eine gewisse inhaltliche Nähe zu den »Identitären« aufweist. Weissgerber zog sich 2010 aus der rechten Szene zurück. Seit 2012 klärt er in Schulen, Universitäten und Abendveranstaltungen über die extreme Rechte und ihre moderateren Ausläufer auf.Weißgerber studierte in Jena, Paris und Berlin und arbeitet an seiner Promotion. Er lebt in Berlin und ist als Übersetzer und Bildungsreferent tätig.
Ich hab die Kindle Version, und kann daher nix über die physische Form sagen.Inhaltlich ist das Buch informativ und interressant. Es überstapaziert nicht sämtliche klischees .
Mit dieser Kombination aus autobiographischem Bericht und Analyse ist Christian Weißgerber ein sehr lesenswertes und interessantes Buch zu einem Thema von höchster gesellschaftspolitischer Relevanz gelungen.In schonungsloser Offenheit und Ehrlichkeit (und zum Teil auch bissigem Humor) gibt er einen tiefen Einblick in seinen persönlichen Radikalisierungsprozess auf dem Weg zum überzeugten Neonazi und zugleich auch in die Strukturen der rechtsextremen Szene. Sehr positiv ist zu erwähnen, dass sich der Autor dabei nicht als Opfer widriger Lebensumstände stilisiert (die durchaus vorhanden waren), sondern die eigene Verantwortung auf dem Weg der Radikalisierung betont und die volle Verantwortung für diese bewusste Willensentscheidung übernimmt.Ein Konglomerat aus einer schwierigen familiären Situation, persönlicher Frustration, Unzufriedenheit mit den herrschenden wirtschaftlichen und politischen Eliten sowie weit in die Mitte der Gesellschaft reichende rassistische und antisemitische Stereotype und obrigkeitsorientierte Denk- und Handlungsmuster, lassen für den Autor den Weg in den Rechtsextremismus immer attraktiver und plausibler erscheinen.Gerade die vermeintlich einfachen Lösungen für komplexe gesellschaftliche und geopolitische Fragestellungen erzeugen auf den Autor eine nicht unerhebliche Anziehungskraft – ebenso wie das Zelebrieren der eigenen Opferrolle, gepaart mit pseudo-intellektuellem Größenwahn und der vermeintlichen Avantgarde-Stellung der eigenen Person.Das Resultat dieses Prozesses ist letztlich ein in sich geschlossenes manichäisches, eklektizistisches und dichtomisches Weltbild, das für lange Zeit absolut resistent gegen Kritik und Argumente jeder Art ist und der Autor macht rasch einen steilen Aufstieg innerhalb der rechtsextremen Szene.Weißgerber gibt in seinem Buch zugleich auch einen Ein- und Überblick über die verschiedenen Strukturen und Strömungen innerhalb der Szene und ihre Anhänger – so zum Beispiel die zumeist eher einfach gestrickten und alkoholaffinen Anhänger der Skin- und Hoolszene, die Trachten-Truppe der Völkischen, die sich elitär gebenden Burschenschaften sowie die Autonomen Nationalisten, die durch zahlreiche ideologische Hütchenspielertricks versuchen, ihren eigenen Rassismus und Antisemitismus zu kaschieren, sowie rhetorische und agitatorische Techniken der linken Szene übernehmen, um dadurch attraktiver für potentielle Neumitglieder zu werden.Abschließend gibt der Autor auch noch einen Einblick in seinen Deradikalisierungsprozess und seinen Ausstieg aus der rechtsextremen Szene und welche Probleme und Hürden dabei auftreten können. Natürlich muss man mit generalisierenden Schlussfolgerungen immer vorsichtig sein, aber dennoch hat Christian Weißgebers Lebensgeschichte doch viele Merkmale, die als idealtypisch für Radikalisierungsprozesse gelten können – egal ob das die rechtsextreme, linksextreme oder auch die jihadistische/salafistische Szene betrifft.Von meiner Seite gibt es für dieses Buch auf jeden Fall volle Leseempfehlung und 5 Sterne und ich wünsche ihm eine breite Leserschaft und es würde sich gerade in den höheren Jahrgängen auch unbedingt als Schullektüre anbieten, um die junge Generation für die Gefahren des Rechtsextremismus und ihre pseudo-intellektuellen Tarn- und Täuschmanöver zu sensibilisieren, die nur dazu dienen, den eigenen Hass, Rassismus und Antisemitismus zu kaschieren, um ihre menschenverachtende Ideologie gesellschafts- und mehrheitsfähig zu machen.
Ich beobachte seit einiger Zeit mit wenig Verständnis aber wachsender Besorgnis, wie rechte Gedanken immer mehr Aufwind haben und die Zahl von Menschen wächst, die sich mit unserer Demokratie nicht identifizieren.Da ich gerne Erfahrungsberichte lese, war dieser Einblick in den Werdegang eines Neonazis für mich interessant. Das Besondere ist, dass das Buch nicht nur autobiografische Episoden enthält, sondern auch eine politisch-psychologische Analyse der Entwicklungen. Der Autor Christian Weißgerber gehörte bis 2010 zur Führung einer thüringischen Neonazi Gruppe und beschreibt ausführlich wie er dazu kam. Es beginnt fast schon klassisch mit einer Kindheit mit prügelndem Vater, der ihm , autoritäres Gedankengut einimpft, über eine Jugend mit Freundschaften, die immer stärker der rechten Szene angehören, dann kam eine Nazibraut als erste Freundin und selbst bei der Bundeswehr und im Studium traf Weißgerber immer wieder auf Gleichgesinnte. Für ihn spielte auch die Musik eine wichtige Rolle, sowohl als Zuhörer als auch später selbst als Musiker. Dadurch finden sich sehr viele Texte mit rechtem Inhalt im Buch wieder, die er beschreibt und analysiert. Daneben gibt es neben rechtem Gedankengut auch viele Überlegungen über Verschwörungstheorien die auch durchs Internet geistern (Reichsbürger). Leider entspricht der Schreibstil eher einer Seminararbeit an der Uni als einer lebendig geschriebenen Erzählung so dass das Buch recht mühsam zu lesen ist und auch die kruden Theorien sind gewöhnungsbedürftig zu lesen. Davon abgesehen ist das Buch ein interessanter und erschreckender Einblick in eine fremde Welt
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