Mein Mann, seine Frauen und ich: Roman nach einer wahren Geschichte Hera Lind

Nach ihrer Scheidung genießt Nadia Schäfer die Unabhängigkeit. So lernt sie Karim kennen, einen gläubigen und gebildeten Moslem. Sie lässt sich auf ihn ein, heiratet ihn sogar, weil der Islam Liebe ohne Trauschein verbietet. Dass Karim bereits Frau und Kinder hat und die Ehe fortbesteht, nimmt sie in Kauf, denn er trägt Nadia auf Händen. Sie ziehen in den Oman, wo Nadia nur tief verschleiert aus dem Haus gehen darf. Sie tut es für Karim – ein fürsorglicher Ehemann, der sich auch noch um seine erste Frau kümmert. Bis er eines Tages Ehefrau Nummer drei mit nach Hause bringt …
Habe das Buch direkt an einem Wochendende verschlungen! Konnte es fast nicht aus der Hand legen! Für mich allerdings nicht nachvollziehbar, wie sich eine gerade frisch geschiedene Frau in den besten Jahren von ihrem "Märchenprinz aus dem Orient" dermaßen verbiegen lässt. Sich für ihn anpasst....seine "Vielweiberei" erträgt... dabei leidet. Immer wieder Trennung...Versöhnung...bis er dann endgültig zu weit geht. Die Wege der Liebe sind unergründlich...
Gerade weil die Protagistin eben keine akademisch gebildete „Durchblickerin“ ist, ist das Buch so authentisch. Das, was hier die sog. Liebe ausmacht, ist die geradezu folkloristische Faszination auf beiden Seiteń, die nicht hinterfragt wurde. Die höchst ambivalenten Gefühle auf Seiten der Erzählerin, die der Macht der patriarchalischen Erotik erliegt, werden bestens beschrieben. Störend ist manchmal der einfache Stil mit abstossenden Schimpfwörtern. Eine Musslektüre für alle Frauen, die in ähnliche Lagen kommen. Wohltuend neutral wird die Lage des muslimischen Mannes beschrieben, der im Rahmen der religiösen Regeln dem erotischen Verlangen folgt. Gibt es eigentlich Lektüre über deutsche Männer, die eine Muslima geheitat haben.
Eine absolut außergewöhliche - aber wahre Liebesgeschichte mit vielen Höhen und noch mehr Tiefen. Von der 1. bis zur letzten Seite sehr spannend und fesselnd geschrieben, man kann das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen. Es gibt zwar kein "Happy End" aber auch keinen tiefen Hass, das hat mir gut gefallen.
0 komentar: